Gute Nacht auf Schusters Rappen
16. August 2016

"Meine Schuhe, die, einer neben dem anderen, dalagen wie zwei Tiere, waren auf einmal furchtbar lang und formlos geworden; sie hatten das Aussehen von Dingen angenommen, die wir über Jahre hinweg jeden Tag anschauen, die wir aber erst jetzt auf einmal, man könnte sagen, ohne jeden Grund mit einem gewissen Erstaunen bemerken, so als sähen wir sie zum ersten Mal." - das stammt nicht von mir sondern von Danilo Kiš. Es ist der Anfang seiner Betrachtung "SCHUHE". Ich fand das Büchlein kurz nach seinem Erscheinen in den 90ern, als ich, beschäftigt mit meiner Diplomarbeit, nach weiterführenden Materialien suchte. Alles, was im entferntesten etwas mit Schuhen zu tun hatte, erregte damals (wie übrigens heute auch noch) meine Aufmerksamkeit. Jeder, der mich gut kennt, weiß warum.... Eine "Wandlung der Unschuld", wie meine Abschlussarbeit schließlich hieß, erfahren hier die abgetragenen Schuhe von Danilo Kiš, alleine durch seine Sicht der Dinge - und das wiederum kennt jeder; nicht nur wir Künstler.

Ich freute mich sehr, diesen Text aus den Untiefen meiner Kisten wie meiner Erinnerungen wieder hervorholen zu können und im Roten Ohrensessel die Betrachtungen wieder lebendig werden zu lassen. Ich hoffe, dabei keine schlaflosen Nächte bereitet zu haben, aber wer geht schon so früh schlafen.... .....da ist noch genügend Zeit für eine weitere Geschichte, einen Schlaftrunk und "Schmalz auf dem Brot" (Schw.Tagblatt 18.8.2016)

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